Zum ersten Mal fuhren wir für ein Qualifikationsturnier von swisswushu nach Biel. Der erstmalige Veranstalter war die Schule "Fight Right", welche das unseres Erachtens gut gemeistert hat. Gerne auf ein nächstes Mal, wahrscheinlich schon 2018. Es ging bei diesem Turnier darum, wer sich für die Schweizer Meisterschaften vom 12. November in Oberentfelden (organisiert durch die WAK) qualifizieren kann. Pro Kategorie werden jeweils sechs AthletInnen zugelassen.
Allgemein lässt sich sagen, dass sich mit der WU-Academy of Martial Arts von Sami in Baar eine starke Schule zu entwickeln begonnen hat. Er bringt laufend neue Kinder an die Wettkämpfe und wertet diese damit auf. Da er oft gute Kinder bringt, wird die Konkurrenz grösser und die Meriten verteilen sich auf noch mehr Kinder und Jugendliche. Damit trifft ein, was ich seit Jahren vorbete: Nur wenn sich weitere Schulen in unserer Grössenordnung entwickeln, kann das Schweizer Wushu wirklich nachhaltig wachsen. Ehrlich gesagt, hatte ich die Hoffnung schon ein Stück weit aufgegeben, dass sich am aktuellen Zustand noch etwas ändert. Denn der Weg zum Erfolg und zu dieser Grösse ist lang. Nur kompromisslose Schulinhaber, die quasi All-in gehen, können es schaffen. Vielen ist der Einsatz dafür zu hoch.
Nun zu den WettkämpferInnen: Lisa ist ja aktuell in der Vorbereitung auf die Ende September/anfangs Oktober stattfindenden Wushu-Weltmeisterschaften in Kazan, Russland. Sie hat als grosse Neuheit in all ihren Formen einen Drehsprung mit 540°-Grad-Drehung eingebaut (Xuanfengjiao 540). Sie hat diese Sprünge, mit und ohne Waffen, konsequent geübt und sie heute alle gestanden. Trotzdem wurde dieses schwierige C-Teil in zwei Formen nicht gegeben, weil die Drehung nach Ansicht der C-Schiedsrichter nicht ausreichend war. Allerdings bin ich zuversichtlich, dass sie die Sprünge an der WM hinkriegt, denn im Changquan schaffte sie es und erhielt dort auch eine hohe Note. Am Schluss des Tages stand sie mit zwei dritten Plätzen hinter jeweils zwei Männern in einer geschlechtergemischten Kategorie gut da.
Bei den JuniorInnen fehlte Nina Hässig, eine regelmässige Medaillenlieferantin, krankheitshalber. Sie wurde aber gut vertreten von Samara Boxler, welche ihrerseits drei Medaillen holte. Dasselbe, allerdings drei Mal auf dem ersten Platz, schaffte, wie in den letzten Turnieren an sich immer, Sheryl Kasper. Sie läuft ihre Formen ab, regelmässig wie ein Uhrwerk.
Am spannendsten sind aber aktuell wohl die Juniorenkategorien der Jungen. Dort ist auch die breiteste Spitze vorhanden und für die Medaillen kommen immer mehrere Athleten von verschiedenen Schulen in Frage. Man darf gespannt darauf sein, wer bis zu den Schweizer Meisterschaften noch am meisten zulegen kann. Heute haben unsere Jungs in diesen drei Kategorien fünf von acht Podestplätzen geholt. Leider verpassten wir den Sieg überall, am knappsten beim Stock, wo Liam Rothenbühler die gleiche Note wie der Sieger hatte, aber aufgrund der Platzierungsregel (Schwankung der B-Noten) trotzdem mit dem 2. Platz vorlieb nehmen musste.
Am erfolgreichsten waren wir allerdings in der Kategorie 46-Form der Jungen. Diese Kategorie wird oft von den etwas jüngeren JuniorInnen belegt. Dort reichte es heute durch Michael Brodmann, Mattia Meier und Tim Hässig zu einem Dreifachsieg.
Noch zum Schiedsrichterwesen: Hier gab es während den letzten Turnieren mehr Diskussionen als auch schon. Es wird hart gerungen, nicht nur bei den AthletInnen. Auch wenn man in diesem Sport (analog zum Kunstturnen, dem Eiskunstlaufen oder gar dem Skispringen) diese Diskussionen nie ganz wird beenden können, so gilt auch im Wushu: Wenn man die Schiedsrichter kaum wahrnimmt, dann haben sie ihre Sache gut gemacht.
Aber so weit sind wir noch nicht. Die Zahl der Schiedsrichter ist tendenziell abnehmend, junge Schiedsrichter bleiben uns keine erhalten. Oft schon nach einem oder zwei Jahren ziehen sie weiter. Dabei bräuchten wir gerade sie, um auch in diesem Bereich wachsen zu können. Leider fühlt sich im Verband niemand wirklich zuständig für das Schiedsrichterwesen, wie das zur Weiterentwicklung notwendig wäre. Im Schiedsrichterwesen fehlt eine kommunikative und führungsbegabte Person, welche sich so einbringt bzw. einbringen kann, wie das Michi Totzke damals tat. Solange er das Schiedsrichterwesen leitete, hatten wir stets ausreichend Schiedsrichter (das gilt selbst für den Kampf, als er auch dort noch engagiert war, obwohl wir keine Kämpfer haben).
Die Schiedsrichterausbildung muss intensiviert werden, die Jungen müssen gefördert, gestützt und gehegt werden. Sie brauchen Anerkennung und die Gewissheit, Fehler machen zu dürfen, ohne dass gleich jemand ruft: "parteiisch" oder sonstwie eine wenig aufbauende Kritik kommt. Die Rekrutierung muss wieder persönlicher werden, d.h. es reicht nicht aus, Ende Jahr eine Mail zu verschicken mit "wir suchen Schiedsrichter". Auch den älteren Schiedsrichtern würde ein Kurs, allenfalls geleitet von einem erfahrenen internationalen Schiedsrichter aus China, gut tun (mir inklusive). Wir brauchen wieder mehr Schiedsrichter, auch von andern Schulen. Die unsägliche Regel, dass man anstelle eines Schiedsrichters auch ein Mitglied für das Jurypult stellen kann, gehört, meiner Ansicht nach, wieder abgeschafft. Wer Wettkämpfe bestreiten will, soll sich auch im Schiedsrichterwesen engagieren. Ich kann in dieser Hinsicht keine Entscheide fällen (das kann nur der Verband), aber ich bin heute, angesichts der aktuellen Lage, bereit, mich und die WAK auf diesem Gebiet wieder vermehrt einzubringen. Vielleicht könnten wir ja etwas bewegen.
Mehr Bilder folgen in den nächsten Tagen!
Die offizielle Rangliste findet sich wie immer auf www.swisswushu.ch. In Kategorien mit acht und mehr Teilnehmenden führen wir alle unsere Plätze bis zum Ranglistenfünften auf; bei kleineren Kategorien sind alle Medaillenränge genannt:
Rangliste 3. QT 2017 von swisswushu in Biel | |
Kategorie freie Formen mit Pflichtbewegungen | Resultat |
Waffenlose Frauen/Männer | 3. Lisa Derendinger |
Langwaffen Frauen/Männer | 3. Lisa Derendinger |
Kategorie Pflichtformen | Resultat |
Waffenlose Juniorinnen (Form 1989) | 1. Sheryl Kasper 3. Samara Boxler |
Waffenlose Junioren (Form 1989) | 2. Liam Rothenbühler 3. Michael Brodmann 4. Jan Rothenbühler |
Langwaffen Juniorinnen (Form 1989) | 1. Sheryl Kasper 3. Samara Boxler |
Langwaffen Junioren (Form 1989) | 2. Liam Rothenbühler (gleiche Note wie der Sieger) |
Kurzwaffen Juniorinnen (Form 1989) | 1. Sheryl Kasper 2. Samara Boxler |
Kurzwaffen Junioren (Form 1989) | 2. Liam Rothenbühler 3. Michael Brodmann |
Waffenlose Juniorinnen (46er-Form) | 2. Alessia Del Mistro |
Waffenlose Junioren (46er-Form) | 1. Michael Brodmann 2. Mattia Meier 3. Tim Hässig |
Waffenlose Kinder (32er-Form) A, Mädchen | 2. Corina Müller |
Waffenlose Kinder (32er-Form) A, Jungen | 4. Tim Hässig 5. Gabriel Meier |
Waffenlose Kinder (32er-Form) B, Jungen | 2. Aleksandr Kontulov 3. Lukas Niklaus 5. Nick Grillo |
Säbel Kinder (32er-Form), Jungen | 3. Gabriel Meier 4. Tim Hässig |
Schwert Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | 2. Corina Müller 3. Lukas Niklaus |
Stock Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | 1. Gabriel Meier 2. Tim Hässig |
Speer Kinder (32er-Form), Mädchen | 1. Corina Müller |