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Heute Sonntag war einiges los in Bern: Es war der zweite Tag des international ausgeschriebenen 3. Qualifikationsturniers zur Schweizer Meisterschaft vom kommenden November in Muri/AG. Der lange Wettkampftag endete mit einem Höhepunkt und vielen Emotionen um Michelle Leitner. Zudem war es der Tag, an dem Lisa Derendinger nach ihrem nie wirklich ausgesprochenen Rücktritt vom Mai 2014 (nach der EM 2014 in Rumänien) ihr Comeback gab. Beides hat uns alle sehr gefreut. Zum Wettkampf kommen wir später, denn die ersten Zeilen gehören heute Michelle.

Für einmal möchte ich den Schleier lüften über Dinge, welche hinter den Kulissen ablaufen und die, ohne Happy End nicht an die Öffentlichkeit gelangt wären. Aber heute, mit diesem Ende, orientiere ich euch gerne. Im Frühjahr erhielt Michelle zum Verbleib im Nationalkader Auflagen seitens des Verbandes, die es bis zum 3. QT zu erfüllen galt. Es würde hier zu weit führen, den Fall in aller Tiefe auszuloten, denn natürlich kam es auch zu Diskussionen, zu Sitzungen mit den Betroffenen, Kommunikationen etc. Grundsätzlich konnten wir aber die Auflagen nachvollziehen. Letztlich wurde von Michelle, die bis anhin als Juniorin ja nur Pflichtformen trainiert hatte, verlangt, dass sie am Turnier in Bern mindestens zwei freie Formen zeigen und sie in der C-Note (Schwierigkeitsgrad), die höchstens 2.0 sein kann, gewisse Mindestlimiten erreichen müsse. Wir planten mit Michelle drei Formen, damit sie etwas Reserve hat. Leider schaffte sie die Mindestlimite mit den ersten beiden Formen noch nicht ganz. So fiel die Entscheidung in der allerletzten Form und unsere Leute tobten, als Michelle die C-Note erhielt: 2.0! Damit verbleibt Michelle im Nationalkader, wozu ich ihr ganz herzlich gratuliere. Der Druck bei ihr und uns allen war enorm, denn ein Rauswurf aus dem Nationalkader hätte für Michelle auch bedeutet, dass sie die Sportkanti in Aarau hätte verlassen müssen. Ich möchte mich deshalb bei allen bedanken, die in irgendeiner Weise an diesem Erfolg mitgearbeitet haben, im Vorfeld vor allem bei Michi Totzke, dann später mit den Formen bei Lisa Derendinger und Jehmsei Keo und natürlich haben auch die Eltern Michelle stets den Rücken gestärkt. Schön zu erleben war, wie sich alle mit ihr gefreut haben.

Heute gab Lisa Derendinger ihr Comeback. Lisa hat sich, seit sie mit neun Jahren in unsere Schule eingetreten ist, einen grossen Namen in der Wushu-Szene Schweiz erarbeitet. Als Höhepunkt gewann sie an Europameisterschaften bislang 4x Edelmetall (1xSilber und 3xBronze). Nach der letzten Europameisterschaft begann sie mit ihrer Ausbildung zur Lehrerin und konzentrierte sich vorerst voll auf ihr Studium. Im Sommer unterrichtete sie uns dann, dass sie es nochmals wissen möchte. Die WM im nächsten Jahr könnte ein Ziel für sie sein. Sie wolle aber zunächst einmal am 3. QT in Bern ausprobieren, was noch möglich sei. Sie wird nun heute nicht ganz zufrieden gewesen sein, aber wir Trainer sind der Auffassung, dass sie, mit dieser minimalen Vorbereitungszeit von ein paar Wochen, schon wieder sehr weit gekommen ist. Natürlich war noch nicht alles wie früher, aber Lisa hat sehr fokussiert trainiert und wenn sie so weiter macht, wird sie ihr altes Niveau bald wieder ganz erreichen (und dann darüber hinaussteigen...). Ich auf jeden Fall bin froh und dankbar, haben wir solche AthletInnen bei uns in der Schule. Wir Trainer werden alles dafür tun, ihr das Umfeld zu bieten, welches sie für ihre Rückkehr an die Spitze braucht.

Die Resultate sind kurz zusammengefasst: Mit Lisa und Michelle sind wir zum Glück - nach dem Rücktritt von Jehmsei im letzten Jahr - wieder in der Elite vertreten. Pascal, ein sicherer Medaillenlieferant bei den Junioren, ist nach seiner schweren Kieferoperation noch rekonvaleszent, wird aber das Training bald wieder aufnehmen. Bei den Junioren B haben wir uns mittlerweile daran gewöhnt, dass Sheryl und Benjamin in aller Regel je drei erste Plätze holen. Das ist aber nicht selbstverständlich, sondern das Resultat harter Arbeit. Bei den Mädchen ist es schön zu sehen, wie Corina und Alessia sich in kleinen Schritten immer weiter nach vorne arbeiten und bei den Jungen balgen sich - auch wie fast immer - Michael, Tim und Mattia um die ersten Plätze.

Schön war zu sehen, dass nach den in den letzten Jahren grösser werdenden Jungen-Kategorien, auch im Zuge dessen, die Teilnehmerzahlen bei den Junioren stark gestiegen sind. So waren heute in der Juniorenkategorie mit der Pflichtform 1989 gleich 10 Teilnehmer angemeldet! Gut gefallen hat uns, wie die teilnehmenden AthletInnen aus Frankreich und Tschechien das Feld qualitativ angereichert haben. Leider waren es nicht viele und der Verband wartet von daher weiter auf eine gültige Antwort auf die Frage: Braucht es dieses zweitägige Turnier überhaupt?

Ein ganz spezieller Dank geht heute auch noch an Samara und Nina, welche aus Eigeninitative im Restaurant Post in Unterentfelden einen Tisch für 30 Personen reserviert und in der Schule ganz kräftig die Werbetrommel für ein gemeinsames Abendessen nach dem Turnier gerührt haben.

Die offizielle Rangliste findet sich wie immer auf www.swisswushu.ch. In Kategorien mit acht und mehr Teilnehmenden führen wir alle unsere Plätze bis zum Ranglistenfünften auf; bei kleineren Kategorien sind alle Medaillenränge genannt: