Yu Laoshi, unser Lehrer aus Shanghai, war zehn Tage in der Schweiz, bevor ich ihn und auch Zhang Laoshi heute zum Flughafen Zürich gebracht habe. Sie flogen glücklicherweise beide fast gleichzeitig los (Zhangshuai musste nach Beijing). Mit beiden hatten wir auch im Taijiquan eine gute Zeit. Mit Zhang Laoshi übten wir in einer kleinen Gruppe Sunstil-Taijiquan (Wettkampfform) und mit Lehrer Yu begann die Trainingsserie am vorletzten Samstag, an dem wir Wuqinxi-Qigong, das Fünftiere-Qigong, übten. Dies war ein Wunsch aus den Reihen unserer SchülerInnen gewesen und so boten wir dieses Seminar wieder einmal an. Die Teilnehmenden honorierten es mit einer hohen Teilnehmerzahl.
Da unser Programm im Taijiquan eine enorme Breite umfasst, ist es manchmal nicht ganz einfach, sich der nächsthöheren Gruppe anzuschliessen bzw. es braucht hin und wieder etwas Geduld, da wir nicht jede Form zu jeder Zeit in den verschiedenen Levels anbieten können. Deshalb gab es dieses Jahr ein Angebot für Speer-Neulernende. Sie übten eine Woche lang mit Lehrer Yu die Speerform, welche wir im Taijiquan anbieten. Die Teilnehmenden sagten mir, die Atmosphäre in der Halle mit all diesen Wushu-Kindern, welche gleichzeitig ihre Trainingswoche absolvierten, sei für sie eine neue, aber sehr positive und motivierende Erfahrung gewesen. Alle drei haben die Speer-Form erfolgreich zu Ende gelernt.
Danach folgte letztes Wochenende noch das seit mehreren Jahren im Angebot stehende Waffen-Weekend, anlässlich dessen wir die Waffen, welche wir so das Jahr über trainieren, als Repetition anbieten. Wir profitieren dabei vom ungeheuren Wissensschatz von Lehrer Yu als ehemaligem Leiter des Shanghai Wushu-Teams. Eine solche Kombination von Wushu-Formen- und Taijiquan-Wissen findet man auch in China nicht an jeder Ecke. Es war für die Entwicklung unserer Schule ein ungemein glücklicher, aber wichtiger Zufall, der uns 1989 und dann so richtig ab 1996 zusammenführte (1996 habe ich dann nachgeholfen...). Lehrer Yu nennt das immer mal wieder Yuanfen, wir würden es als eine Fügung des Schicksals betiteln.
Mein Dank geht an dieser Stelle zum einen an unsere LehrerInnen, die seit schon so lange unermüdlich mit uns arbeiten, und zum andern an all unsere Trainierenden, die seit vielen Jahren mit uns auf der Taijiquan-Reise sind. Was sie heute können, haben sie sich mit ihrem Fleiss und ihrem Willen über all die Jahre erarbeitet. Es dürften solche Dinge sein, die uns zufrieden machen.
PS: Noch zur Auflösung von »eine Form piaoliang machen«. Die Teilnehmenden wissen es natürlich, aber die übrigen LeserInnen allenfalls nicht. Lehrer Yu erwähnt gerne, dass es auch im Taijiquan letztlich um einen Kampf gehe. Die Form müsse aber gleichzeitig auch »piaoliang« (hübsch, schön, brillant) sein.
jw 29.4.2019