News 12, Chinareise 2015: Shanghai oder wie ein kleines Fischerdorf zur Weltstadt wurde
Traumwetter in der 23 Mio.-Stadt am Huangpu
Shanghais Geschichte scheint erst 1842 mit dem Vertrag von Nanking als Resultat des 1. Opiumkrieges so richtig zu beginnen. Man darf trotzdem nicht vergessen, dass Shanghai damals bereits nicht mehr nur das kleine Fischerdorf am Huangpu-Fluss war. So soll Shanghai bereits 1800 eine Einwohnerzahl von 200'000 erreicht haben. Nach den Briten errichteten die Franzosen 1847 ihre erste Konzession in Shanghai. Heute ist Beijing DIE Business-Stadt Chinas schlechthin. Wobei man nicht vergessen darf, dass es auch andere sehr wichtige Business-Städte oder Zonen in China gibt. Bei uns wenig bekannt ist z.B die florierende Sonderwirtschaftszone Shenzhen in Südchina. Das ist eine Stadt mit weit über 10 Mio. Einwohnern und dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in ganz China. Shenzhen profitierte stets von der Nähe zu Hongkong. Mir kommt Shanghai immer ein bisschen vor wie das Zürich von China mit allen Klischees, die wir den Zürchern so anhängen (nein, ich werde das natürlich nicht im Detail ausführen...;-)).
In Shanghai selber hatten wir nur einen Tag Programm. An diesem einen Tag kann man nur versuchen, der Gruppe eine Idee davon zu geben, was Shanghai ist oder sein könnte. Wir fuhren zur Altstadt, wobei das mit den Altstädten in China stets so eine Sache ist: Oft gibt es die nicht mehr, also hat man alles nachgebaut. Wie nah das tatsächlich an der historischen Bausubstanz ist, können wir nicht beurteilen. Es sind also selten Altstädte wie wir sie kennen, wo man mit viel Aufwand die historische Bausubstanz erhält und nur subtil verändern darf. In der Altstadt Shanghais gibt es das berühmte Teehaus mit der Zickzack-Brücke. Im Volksmund ist die Begründung dieser Zickzack-Brücken ja stets die, dass die Geister nicht um die Ecke gehen könnten. So ist man vor ihnen auf so einer Brücke sicher. Es wurde aber auch schon angemerkt, dass so eine Zickzack-Brücke ein daoistisches Symbol sein könnte, im Sinne von, das Leben führt auch nicht nur geradeaus und man solle den Weg deshalb achtsam gehen. Ebenfalls in der Altstadt findet sich der Yuyuan-Garten, ein sehr schöner Garten eines kaiserlichen Beamten aus dem 16. Jahrhundert. Einige der Gruppe waren dann in diesem Garten. Man ist dort nur selten alleine, wobei man mit ein bisschen Suchen auch stille Ecken finden wird. Danach ging es auf das aktuell höchste begehbare Gebäude Shanghais, das 492 m hohe World Finance Center, im Volksmund Flaschenöffner genannt. Gleich daneben steht der Shanghai Tower, der mit 632 m noch sehr viel höher ist. Dieser sollte Ende Jahr eröffnet werden. Danach hatten wir Mittagessen am Bund.
Am Nachmittag lag es von daher nahe, dass wir uns die Prachtspromenande namens Bund anschauten. Sie liegt auf der Seite Puxi, also westlich des Huangpu-Flusses, wohingegen die grössten Wolkenkratzer auf der Seite Pudong, also östlich des Huangpu-Flusses liegen. Dieses Gebiet wurde in den letzten 20 Jahren zur eigentlichen Skyline Shanghais entwickelt. Am Bund hingegen liegen all die Gebäude, welche ganz deutlich an die Kolonialzeit erinnern und die problemlos irgendwo in Europa lokalisiert werden könnten. Die Promenande wurde zur Weltausstellung 2010 wesentlich aufgewertet und insbesondere sehr viel breiter gemacht. Hier findet man am Morgen auch Taijigruppen (und anderes). Danach ging es in die Fussgängerzone der Nanjinglu. Bereits etwas erschlagen, gab es dort dann auch noch das Abendessen, bevor wir zum Abschluss des Tages auf die Lichterfahrt gingen, einer Fahrt, welche wiederum in der Altstadt begann, über das französische Viertel ging und beim Bund endete. Überall war das Thema dasselbe: Shanghai by night. Viele machten denn auch tolle Bilder von der einzigartigen Lichtervielfalt.
Noch ein Hinweis zum Wetter: Ich werde noch in mein Archiv gucken müssen, aber so spontan kann ich mich nicht an einen Tag in Shanghai mit einem solch klaren Himmel erinnern. Unser Reiseführer meinte denn auch, eine solche Sicht, also unbeeinträchtigt vom Smog gäbe es in aller Regel nicht mehr als an maximal 50 Tagen pro Jahr.
Der Donnerstag ist dann unser letzter Tag mit Programm in China. Der Freitag ist frei, so dass alle Teilnehmenden sich individuell von China verabschieden können. Die Einkäufe scheinen, wenn ich mich so umschaue, schon zu grossen Teilen erledigt zu sein. Heute wird wohl allenfalls noch etwas Seide hinzukommen (Besuch in einer Seidenspinnerei...).
Wie könnte man einen Bericht über Shanghai besser beginnen, als mit einem smogfreien Bild bei strahlendem Wetter von der Skyline Shanghais? Dieses Bild entstand vom Bund her in Richtung Pudong fotografiert. Im Vordergrund zu sehen ist der markante Turm, der Pearl Tower genannte Fernsehturm Shanghais. Auch er ist bereits über 400 m hoch. Rechts von der Mitte sieht man das noch nicht ganz vollendete höchste Gebäude Asiens, das Shanghai World Financial Centre mit 632 m Höhe.