Am Morgen des 26. starteten wir nach langem Schlaf mit einem sanften Spaziergang und anschliessendem Besuch des Baopu-Tempels, einem kleinen Tempel im Nordwesten des Westsees. Von da oben hätte man theoretisch eine gute Aussicht auf den Westsee. Aber leider spielte da das Wetter noch nicht ganz mit. Feuchtigkeit passt allerdings schon in dieses Gebiet. Die ganze Vegetation in Hangzhou ist denn auch entsprechend üppig.
Nach dem Tempel ging es auf eine Bootsfahrt im Westsee. Hier herrscht sonst sehr oft Kirmes-Stimmung, weil der Westsee ein wahnsinniger Magnet ist. Aber an einem Montag im März kann man auch mal Glück haben. Das Boot hatten wir für uns alleine. Danach fuhren wir zum Mittagessen in ein Dorf in einem Tee-Anbaugebiet. Das war so nicht geplant, entwickelte sich aber zur glücklichen Fügung, weil man direkt hinter dem Restaurant in eine Teeplantage einsteigen konnte.
Nach dem Essen ging es ins Xixi, ein Feuchtgebiet, welches früher von Fischern besiedelt war. Heute haben die meisten von ihnen jedoch umgesattelt und arbeiten für den Park. Genau dort, am Eingang, gab es auch noch eine kleine Begebenheit, die zeigt, was ein bisschen Chinesisch-Kenntnis bewirken kann. Als Wei, unser Führer, gerade anhand der Karte am Erklären war, arbeiteten zwei Männer des Strassenunterhalts nur ein paar Meter daneben gnadenlos mit ihrem Presslufthammer. Daraufhin bat ich den Wächter am Eingang, den Männern doch bitte zu sagen, sie sollen eine Pause machen. Und siehe da: Das funktionierte sogar!
Wer schon einmal mit uns in Yangshuo war, kennt die dort auf dem Li-Fluss aufgeführte Show namens Liu Sanjie von Zhang Yimo, dem vielleicht berühmtesten Regisseur Chinas. Eine Show gleichen Charakters, mit vielleicht noch mehr technischen Effekten und etwas mehr internationalem Touch (Schwanensee und die Musik von Ludwig van Beethoven sind in Hangzhou Teil der Show), hat er nun auf den Westsee gezaubert. Da gibt es während der ganzen Show immer wieder Ahs und Ohs der Zuschauer. Trotzdem rennen die Chinesen dann nach der Show, ohne länger zu klatschen, gleich raus. Wer das zum ersten Mal erlebt, ist davon stets mehr als nur leicht irritiert.
Was mich ebenfalls freute war, dass wir den Besuch von Jürg im Folk Art Museum von Hangzhou einrichten konnten. Meist braucht so etwas nicht wahnsinnig viel, einfach ein bisschen Willen von allen Seiten und etwas Improvisationstalent. Dann ist vieles möglich. Ihm hat es dort und auf der Uni, wo sich das Museum befindet, offenbar bestens gefallen. Ein nächstes Mal geht er den ganzen Tag hin.:-)
Shanghai und Hangzhou: Es waren zwei volle Tage und wir sind definitiv in China angekommen. Morgen geht es nun ab auf den Berg der Berge Chinas: Den Huangshan in der Provinz Anhui.