Als wir in Yangshuo ankamen, regnete es leider. Auch vermissten wir wohl alle ein wenig das Sunworld-Hotel in Beijing, in dem wir uns drei Nächte lang sehr wohl gefühlt hatten. Dann kam vor allem noch die Nachricht, dass wegen der heftigen Regenfälle die, für den Abend vorgesehene Show "Liu San Jie" des Starregisseurs Zhang Yimo (Regisseur u.a. bei "Das Rote Kornfeld" und "Hero" sowie Produzent der Eröffnungs- und Schlussfeier an den olympischen Spielen 2008 in Beijing), abgesagt werden musste. Da die Show am und auf dem Fluss stattfindet, ist sie vom Wasserstand abhängig. Und weder wussten wir, ob die Show am nächsten Abend stattfindet noch, ob wir am Nachmittag des 7. Oktobers die Bootsfahrt durchführen können. Als wir beim Weg zum Abendessen an der berühmten Fussgängerzone "Xi Jie" (Weststrasse) vorbei kamen, traute ich meinen Augen kaum: So viele Menschen hatte ich da noch nie gesehen. Es waren Zustände wie am 1. Oktober vor dem Kaiserpalast in Beijing. Der Start hier war also eher durchzogen.
Aber da muss man auch sagen, dass die Gruppe stark und positiv ist. Sie nahm es mit der notwendigen Gelassenheit und heute Morgen sah die Welt dann auch gleich wieder anders aus, als wir bei schönem Wetter aufgestanden sind. Wir fuhren so früh zur Yinzi Yuan (Silberhöhle), dass es da noch kaum Leute hatte und wir beim Eingang nicht anstehen mussten. Dann hatten wir ein hervorragendes Mittagessen und am Nachmittag dann die Bootsfahrt, auf der - meinem Gefühl nach - alle jeweils ein bisschen kontemplativ werden. Es wäre spannend zu erfahren, was passieren würde, wenn man dort den Leuten entweder Mal- oder Schreibutensilien in die Hand drücken würde. Wären die Resultate so viel anders, als was Dichter und Maler seit Jahrhunderten in dieser Gegend zu Papier bringen? Auch wenn Yangshuo seine Intimität längst abgelegt hat und die Fussgängerzone an Tagen wie diesen (Ferien rund um den Nationalfeiertag) grenzwertig ist, hat die Gegend weiterhin viel zu bieten, insbesondere, aber natürlich nicht nur, von der Landschaft her. Die Show am Abend, welche dann als Höhepunkt und zur Freude aller, doch noch stattfinden konnte, begeisterte die Gruppe. So erlebten wir hier am 2. Tag einen gelungenen und berührenden Tag.
Gewöhnungsbedürftig war sicherlich für alle, welche noch nie in China waren, welch undiszipliniertes Publikum die Einheimischen sind. Da wird wenig geklatscht, es ist laut, es wird geredet, zehn Minuten vor dem Ende gehen bereits viele und seit es Smartphones gibt, wird auch intensivst fotografiert. Ständig blitzt es irgendwo, auch wenn dieser Blitz nichts weiter macht, als den Rücken des Vordermannes anzuleuchten. Danach gucken sie verwundert aufs Handy und rätseln ob des Resultats. Hinter mir war einer, dessen Telefon spielte plötzlich laute Musik ab. Als ich merkte, dass dies sein Klingelton war und er das Ding einfach nicht zum Schweigen brachte, zischte ich ihn an, er solle es endlich abstellen. Darauf gab er es seiner Frau, welche es innert Sekunden ausmachte. Zwei Sitze neben mir telefonierte eine Frau. Ihr Gegenüber muss gefragt haben, was sie gerade macht. "Ich bin an der Show "Liu San Jie" usw.". Einfach unglaublich. Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber im Rückblick irgendwie auch skurril und zum Schmunzeln.
Morgen früh versuchen nun einige von uns, noch den Mondberg zu erklimmen. Man hat von dort oben bei gutem Wetter eine ausgezeichnete Sicht auf die charakteristischen Gugelhopfberge um Yangshuo. Der Ausflug so kurz vor der Abreise kam dank der gütigen Mithilfe unseres alten Freundes "Lao Shen" zustande. Er ist ein umsichtiger Führer, seit wir hier in Guilin gelandet sind, und er ist stets für uns da.
Nachträge vom 8. und 11.10.2015: Wir waren heute Morgen noch schnell auf dem Mondberg. Darum habe ich dann der Fotogalerie noch ein paar Bilder vom berühmtesten Berg in Yangshuo anfügen können, quasi als Abschied von dieser Region. Am 11. kam dann die allerletzte Foto (siehe rechte Spalte) dazu (danke Roger!).