Am Mittwoch, den 27. März, begann unser Zweitagesausflug auf den Huangshan. Wir wählten, wie bereits früher, Huangshangshi (Huangshan-Stadt) als Basis. Dort liessen wir auch unser grosses Gepäck für eine Nacht zurück, um auf dem Berg zu übernachten. Auf diese Weise hat man einfach mehr Zeit und Ruhe. Vor allem sind jeweils ab ca. 15.30 Uhr die Tagestouristen, welche in ganzen Horden mittels mittlerweile vier Bergbahnen über den Berg herfallen, wieder weg. Von Huangshanshi dauert es mit dem Bus rund eine Stunde bis zur Busstation, wo Busse warten, um die Touristen zu den Bergbahnen zu bringen. Dort muss man also umsteigen.
Wir wollten die Gruppe eigentlich aufteilen und mit einer Gruppe den mit fast 1900 m hohen Lian Hua Feng (Lotosblüten-Gipfel), den höchsten Berg in Huangshan, besteigen. Aber der war geschlossen. So gingen wir gemeinsam los und erkundeten verschiedene Ecken des weitläufigen Gebirges. Das ganze Gebiet hat ein paar Dutzend Gipfel, so dass sich, wenn man sich mal genügend weit von den am leichtesten zugänglichen Orten entfernt hat, auch mal Ruhe einstellt. In China eine Plage sind die Guides mit den Lautsprechern. Als Europäer kann man sich kaum daran gewöhnen. Wenn sie denn stören, sage ich es ihnen auch. Die meisten verstehen es und scheinen diese Bitte nicht zum ersten Mal zu hören. Einige bleiben aber hartnäckig.
Am Nachmittag ging es dann ins Xihai, eine der schönsten und spektakulärsten Ecken des Gebietes, wo es auch mal steil und eng wird. Dort konnten dann alle nach Gutdünken herumwandern, um sich am Abend wieder im Hotel zu treffen. Gewöhnungsbedürftig für alle, welche zum ersten Mal einen Berg in China besteigen, sind die zahlreichen in den Felsen gehauenen Treppenstufen.
Im Xihai spielte sich übrigens folgende Begebenheit ab: Ein Chinese hatte mitbekommen, dass ich einigermassen Chinesisch kann. Darum sagte er: "Pengyou!", also "Freund", und wollte dann wissen, woher ich komme. Als er hörte, dass ich aus der Schweiz bin, sagte er, was gefühlt 90% aller Chinesen dann sagen: "Hao difang!". Das heisst wörtlich "guter Ort". So bewundernd, wie sie es sagen, kommt es eher rüber wie "coole Gegend". Dann zählen sie normalerweise auf, was ihnen Positives zur Schweiz einfällt. Da kommen regelmässig die Uhren und die Schokolade vor. Viele erwähnen aber auch die schöne Landschaft und der Herr hier kannte sogar die Alpen, was eher selten vorkommt. Das Image der Schweiz in China, so erlebe ich es jedenfalls, ist durchaus positiv.
Die Nacht verbrachten wir im Shilin-Hotel, wo uns tatsächlich Stiebel Eltron-Heizungen Wärme spendeten. Am nächsten Morgen um 5.30 Uhr stiegen wir hoch zu den Hügeln hinter dem Hotel. Zusammen mit vielen anderen, welche die Nacht ebenfalls auf dem Berg verbracht hatten, wollten wir den Sonnenaufgang erleben. Die besten Plätze sind aber um 5.30 Uhr in aller Regel bereits belegt. Der Sonnenaufgang fand kurz nach 6.00 Uhr statt. Es war ein anständiger Sonnenaufgang. Im Laufe des Morgens ging es dann wieder den Berg runter und weiter nach Hongcun.
Rosmarie fasste die zwei Tage in einem Satz völlig korrekt wie folgt zusammen: "Wenn man wissen will, wo sich all die Maler ihre Inspirationen geholt haben, dann war es u.a. auf diesem Berg."
PS: Im Oktober geht die neue Schnellbahn von Hangzhou her auf. Wir waren jetzt unter der Woche und nicht während der Hochsaison auf dem Huangshan. Da stellt sich schon die Frage, was dieser Berg noch ertragen kann.