Nach dem Huangshan ging es weiter nach Hongcun. Alle Liebhaber von Kung Fu-Filmen werden sich an die Eröffnungssequenz im Film "Crouching Tiger Hidden Dragon" erinnern, als der Hauptdarsteller, Mu Bai, alleine über die Brücke von Hongcun läuft. Dieses Glück hatten wir leider nicht. Gleichzeitig mit uns kamen etwa sechs Busse einer Schule an und spuckten unzählige SchülerInnen aus. Daneben waren aber auch bereits viele andere Touristen da und dies ausserhalb der Ferienzeit und ausserhalb der üblichen Feiertage. Das war sicherlich schade, aber wir konnten es uns natürlich nicht aussuchen.
Hongcun ist ein malerisches Dörfchen, welches bekannt ist für seine vielen gut erhaltenen Häuser im typischen Huizhou-Stil. Die Häuser erkennt man an ihren markanten Giebeln und an den Brandschutzmauern, welche an der Seite über die Dachhöhe hinausgezogen wurden. Hongcun ist aber auch bekannt für die erwähnte Brücke und den Mondteich, der ebenfalls im erwähnten Film von Ang Lee vorkommt. Renate meinte, das sei wie ein "chinesisches Ballenberg", was ich nicht mal für so falsch halte. Das Dörfchen ist aber nicht ausgestorben, d.h. es leben weiterhin Einheimische da. Aber der Tourismus ist klar die Haupteinkommensquelle. Viele haben ihre Häuschen in kleine Hostels umgebaut, v.a. auch für die vielen StudentInnen, welche hierher kommen, um zu zeichnen und zu malen. Man findet sie oft im ganzen Dörfchen verteilt.
Für uns von Nachteil ist in solchen Situationen immer, dass der Chinese es mag, wenn es "renao" ist. "Renao" bedeutet so viel wie "belebt", aber eben "chinesisch belebt" und damit unbedingt begleitet von einem relativ hohen Lärmpegel. Ihre Schmerzgrenze ist also weiter als die unsere, weshalb wir nicht heute und morgen mit einer Änderung rechnen dürfen.
Mir persönlich gefiel dann die freie Zeit nach der gemeinsamen Besichtigung, weil ich nach Belieben fotografieren konnte. Wer da wollte, fand durchaus ruhige Ecken und Gässchen. Hongcun ist immer noch eine Reise wert, aber man muss sich bewusst sein, dass man diesen Ort mit vielen Gleichgesinnten teilen muss. Die Momente, in denen man sich dort auch mal fast alleine bewegte, scheinen mehr und mehr rar zu werden.