News 5, Chinareise 2015: Pittoreskes Städtchen in Maos Heimatprovinz Hunan
Trotz allem Kirmes findet man in der schön erhaltenen Altstadt ruhige und beschauliche Ecken
In der autonomen Präfektur von Xiangxi, welche vor allem die Minderheiten Tujia und Miao beheimatet, liegt Fenghuang-County (Fenghuang = Phönix), ein unter Chinesen sehr beliebtes Reiseziel, welches in mehrerer Hinsicht auch so rüberkommt. Es liegt etwas fernab von den grossen übrigen Touristenströmen und ist nicht ganz einfach zu erreichen. Wir kamen von Longsheng, viele hingegen kommen über Zhangjiajie, wo sie sich in aller Regel zunächst die Bergregion ansehen, welche zum Film "Avatar" einige Inspirationen bezüglich der Landschaft geliefert haben soll. Danach fahren sie in ca. 3.5 Stunden mit dem Bus hierher.
In Fenghuang ist es denn bis tief in die Nacht laut und renao ("belebt", aber im chinesischen Sinne; ich schrieb schon in einer früheren News davon). Ausgerichtet ist man überwiegend auf den chinesischen Tourist, welcher gerade zu den nationalen Feiertagen in Massen einfällt und der eben schnell mal ein, zwei Tage hier verbringt. Die Hotels bieten nur ein etwas schmales, chinesisches Frühstück (welches ich hier mit Früchten vom Markt und Baozi, feinen Teigbällchen mit Schweinefleisch drin) aufzupeppen versuche. Dann gibt es nur zu einer beschränkten Zeit warmes Wasser (19 - 9 Uhr) und auch sonst bietet das Hotel keine zusätzlichen Services.
Immerhin hat es Wifi. Tönt nicht sehr einladend, ich weiss und trotzdem haben wir es gewagt, denn das Städtchen hat auch Charme, scheint wirklich einer Kulisse wie aus einem chinesischen Film vor 500 Jahren entsprungen zu sein. Das Hotel hat eine hervorragende Lage mit Sicht auf die Altstadt, so dass man in wenigen Minuten unten am Fluss ist und die vielen Bilder in sich aufsaugen kann. Zudem hat das sehr gut erhaltene Städtchen durchaus seine ruhigen Ecken, wo man dann auch wenig überraschend immer wieder auf Schweizer stiess... Es scheint hier keine oder kaum andere Ausländer zu geben. Gerade wie die Stadt sich am Abend präsentiert, ist einmalig und muss man vor Ort erlebt haben. Des Weiteren sind die Ferien zum Nationalfeiertag, an dem ganz China unterwegs scheint, seit dem 7. Oktober vorbei und der Strom an Touristen hat spürbar abgenommen.
Nach der sanften Landung in Beijing, wo noch vieles an den Westen erinnert, das Hotel sehr gut war und man den Umgang mit Westlern gewohnt waren, ist es auf unserer Reise zunehmend chinesischer geworden. Annelies sagte schon gestern, als wir hier in Fenghuang zum Abendessen spazierten, SO habe sie China eigentlich erwartet. Aber hier mit einer Reisegruppe eine Chinareise zu starten, wäre wohl eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.
Heute Morgen fuhren wir dann noch zu einem Miao-Dorf namens Dehang ca. 1.5 Stunden mit dem Bus von Fenghuang entfernt. Die dortige Landschaft erinnerte mich doch bereits wieder an Zhangjiajie (siehe meine ausführlichen Berichte darüber auf der Homepage von letzten Oktober/November 2014) und tatsächlich liegt das Dorf auf dem Gebiet von Wulingyuan. Dort sollen immer noch 100 Familien mit ca. 400-500 Menschen leben und arbeiten. Nebst dem üblichen Markt-Krimskrams kann man tatsächlich Einblicke erheischen in das tägliche Leben der dort verbliebenen Menschen.
Ein Schrecken ereilte mich, als ich am Abend des 9.10. erfuhr, dass wir - nicht wie ursprünglich recherchiert und leider nicht ganz ausreichend durch meine Partner (welche allerdings ansonsten einen hervorragenden Job machen) gegengecheckt - von hier nach Changsha, wo morgen unser Flug um 16 Uhr nach Lijiang abheben soll, inkl. kurzes Mittagessen ca. 8 h unterwegs sein würden (vorgesehen war etwas mehr als die Hälfte der Zeit). Wir konnten mit viel Telefonieren und Organisieren erreichen, dass wir morgen mit der Gaotie, der Schnellbahn von Huaihua (ca. 1 h von hier) nach Changsha fahren. Dort werden wir abgeholt und zum Flughafen gebracht. Die Gaotie braucht für die Strecke von Huaihua nach Changsha rund eine Stunde und vierzig Minuten. Auch wenn es mit etwas Mehrkosten verbunden ist, bin ich sehr dankbar, dass alle Beteiligten dieser Lösung zugestimmt haben. Die Gruppe freut sie sich sogar sehr, dieses Verkehrsmittel auch noch kennen zu lernen.
So war Fenghuang ein würdiger Abschluss unserer ersten acht Tage in China. Wir haben mit Yangshuo und seinen Gugelhopfbergen, Longsheng mit seinen Reisterrassen und der malerischen Altstadt von Fenghuang tiefe Eindrücke mitnehmen dürfen, die uns noch lange begleiten werden. Morgen geht es nun also nach Lijiang in der Provinz Yunnan, wo wir bereits am Folgetag nach Zhongdian im Vorland von Tibet aufbrechen werden.