Scouting Chinareise 2021: Xiapu, ein Königreich für Fotografen!
Während vier Tagen im Rhythmus der Sonne
Nach unserem Abstecher an die Weltmeisterschaften in Shanghai, nahmen wir den Hochgeschwindigkeitszug von Shanghai nach Xiapu, ca. 500 km Luftlinie südlicher. Xiapu hat eine Fläche von lediglich gut 1'700 km2, mit einer allerdings sehr langen und komplizierten Küstenlinie mit zahlreichen Inseln. Xiapu ist vor allem bekannt für seine Meeresfrüchte-Industrie wie Crevetten, Krabben, Seetang, Seegras, Austern etc.
Das Meer dort erinnert ein Stück weit an das Wattenmeer der Nordsee. Es ist ebenfalls sehr flach und grosse Teile davon fallen bei Ebbe trocken. So gibt es Inseln, die dann erreichbar sind (z.T. sogar über Strassen, welche sonst von Wasser bedeckt sind). Durch die komplizierte Küstenlinie sind die Anfahrstrecken zu den einzelnen Dörfern z.T. lang.
Die Menschen hier, welche noch von dieser Industrie leben, passen ihren Lebensrhythmus demjenigen des Meeres an. Sie sind damit oft in der Nacht unterwegs und verkaufen die Produkte morgens sehr früh an Händler. Wir trafen eine Frau bei Nacht, welche einen grossen Haufen Austern öffnete und das Fleisch rauskratzte. Am nächsten Morgen um 4.00 Uhr hole ein Händler die Ware ab.
Zunehmend wurde diese Gegend aber auch von Fotografen entdeckt, welche den Liebreiz der Landschaft zusammen mit den Installationen der Bevölkerung am und im Meer (Stöcke, Netze, Gestelle, riesige Schwimmflosse etc.) auf ihre Fotos bannten. Für die Olympiade 2008 wurde das Gebiet von Shajiang mit der S-Kurve (siehe Bilder) in den Film der Eröffnungsfeier eingebaut. Seither ist ein regelrechter Boom um dieses Gebiet entstanden. Allerdings, das muss ich nun nach vier Tagen hier zugeben, es ist, jedenfalls in dieser Ausführlichkeit, wirklich vor allem für Fotografiebegeisterte eine überaus lohnenswerte Destination. Jeden Tag zwischen 3 und 4 Uhr aufstehen, um an den Sonnenaufgang zu fahren, ist nicht jedermanns Sache. Und natürlich braucht es schon auch eine gewisse Grundausrüstung.
Wie auch immer: Für uns war es eine tolle Zeit. Uns hat die Gegend definitiv begeistert. Viel dazu beigetragen hat auch unser toller Guide, Chen Li, der uns mit viel Ortskenntnis stets zu richtigen Zeit an den richtigen Ort brachte. Wir fahren nun weiter nach Nanjing in der Nähe vieler Tulous (wörtlich: Erdhäuser; mehrstöckige Rundhäuser), welche wir uns dann morgen ansehen werden.
Anmerkung zum Schluss: Wir haben hier auch noch so etwas wie eine Xiapu-Version des schweizerischen Ballenbergs entdeckt. Gewisse Dinge existieren so nicht mehr und werden von den Einheimischen nur noch inszeniert. Das krasseste Beispiel (siehe Bilder) ist die Szene mit dem Wasserbüffel: Wann immer man sich im Internet über die Gegend kundig macht, findet man faszinierende Bilder mit einem Bauern und seinem Büffel unter einem Banyan-Baum. Die Bilder sind so, dass man sich vorstellt, der Fotograf habe viele Anläufe gebraucht, um das Licht genauso hinzukriegen. Weit gefehlt: Die Bauern sind eben schlau. Der Baum ist immer derselbe und für ein paar Yuan läuft einer von ihnen mit dem Büffel unter dem Baum durch. Die so spezielle Lichtsituation erzeugen die Bauern ganz einfach: mit Rauch. Immerhin, der Mensch hinter der Kamera muss den Moment doch noch einfangen und ihn entsprechend auf dem PC entwickeln können. Wenigstens das noch. Aber wir haben herzhaft gelacht, als wir das sahen.
Viel Spass mit den Fotos, die von insgesamt elf einzelnen Destinationen im Bezirk Xiapu stammen.
Kaum in Xiapu angekommen, machten wir uns bereits an den 1. Sonnenuntergang und wählten dazu die Xiaqingshan-Brücke. Auch wenn sich die Sonne etwas zierte, waren natürlich die Wolken sehr hilfreich.