An der diesjährigen Wushu Schweizer Meisterschaft war es soweit: Die Wushu Akademie Schweiz gewann zum 10. Mal in Folge den Pokal der besten Taolu-Schule (Formenschule) der Schweiz. Es ist der Lohn für über Jahre kontinuierliche und schweisstreibende Arbeit auf beiden Seiten, bei den AthletInnen UND deren TrainerInnen. Herzliche Gratulation an alle, die diesen tollen Erfolg möglich gemacht haben.
Die Wushu Akademie Schweiz holte an der diesjährigen Wushu Schweizer Meisterschaft in Bern insgesamt ausgezeichnete 29 Medaillen, davon 6xGold, 14xSilber und 9xBronze (Vorjahr 14, 11 und 13, total 38 Medaillen). Im Vergleich zum Vorjahr ist vor allem der Rückgang bei den Goldmedaillen frappant, aber leicht zu erklären. Im Vorjahr gewannen Benjamin Müller und Pascal Dutoit zusammen 8 Goldmedaillen, welche in diesem Jahr allesamt fehlten. Benjamin Müller hat mittlerweile in die Elite gewechselt und startet dort zusammen mit Pascal Dutoit, welcher im Vorjahr natürlich auch von der Abwesenheit von Sami Ben Mahmoud, dem Seriensieger in der Elite, profitierte.
Damit sind wir auch gleich beim Thema des Tages: Was heute in der Kategorie Kurzwaffen der Elite Männer gezeigt worden ist, übertraf meines Erachtens alles bisher Dagewesene an einem Wettkampf in der Schweiz. Ein Wettkampf von vier hochklassigen Athleten, wobei drei davon soeben von der Weltmeisterschaft in Shanghai zurückgekehrt sind (und der Vierte wohl auch nicht mehr allzu lange zuwarten muss, bis er nominiert wird). Es war bezeichnend, dass die für Schweizer Verhältnisse extrem hohe Note von 9.42 für Pascal doch "nur" den dritten Rang bedeutete. Sogar noch ein kleines Bisschen besser schnitt Benjamin ab, der 9.49 erreichte. Aber selbst dies reichte nicht für die Goldmedaille. Wohl seit Jahren wurde Sami nicht mehr so sehr von jungen Athleten bedrängt, wie dieses Mal (Aurelio inklusive), aber der "Altmeister" schaffte es mit einer tollen Leistung und 9.58 zuoberst aufs Podest. Die jungen Wilden sagen sich vielleicht, es hätte heute reichen müssen. Ich erinnere mich aber noch gut, als Sami selber noch zu den jungen Wilden gehörte: Auch er musste sich zunächst etablieren, konstant hohe Leistungen zeigen, bis er die Arrivierten dauerhaft verdrängen konnte. Wir dürfen uns von daher auf hochspannende Wettkämpfe im nächsten Jahr freuen.
Ein zweites herausragendes Ereignis waren die Resultate von Michelle Leitner: Sie war wohl schon seit Jahren nicht mehr so athletisch unterwegs wie heute. Ich weiss nicht, wen sie alle noch überraschte, vielleicht auch sich selber, auf jeden Fall gewann sie bei den Kurzwaffen Frauen und holte Silber in der Kategorie waffenlos Frauen. Ihren unnachahmlich peitschenden zheng ti tui hatte ich schon etwas vermisst. Auf jeden Fall verneige ich mich vor dieser Leistung.
Die AthletInnen der Fördergruppe sind alle etwas älter und reifer geworden. Einige davon haben neu ein Studium aufgenommen oder arbeiten mittlerweile bzw. sind in einem Pratikum. Manche müssen dabei auch körperlich wirklich schwere Arbeit leisten, andere mussten Überstunden leisten oder wurden auch noch krank. In die eine oder andere dieser Kategorien gehören ein Stück weit Liam und Sheryl: Sie konnten nicht in jeder Kategorie ihre Normalleistung abrufen. Trotzdem, gerade angesichts der äussern Umstände, sind ihre Rangierungen sehr gut. Sie holten zusammen trotzdem sechs Pokale, davon je einen ersten Platz!
Auch bei den JuniorInnen holten wir zahlreiche Podestplätze. Schön dabei war, dass wir in den Kategorien Faustformen 46 sehr gut abschnitten, d.h. bei den Mädchen den 2. und bei den Jungen sogar den 1. Platz holen konnten. Diese Form dient ein bisschen als Übergang zwischen den Kinder- und den Juniorenkategorien. Die 46er-Form wird bei uns sehr stark "gepflegt", weil sie unseres Erachtens tatsächlich eine gute Grundlage für alles ist, was nachher kommt.
Samara ging mit viel Freude in ihre beiden "geliebten" Kategorien, Schwert und Speer 1989, und holte auch in beiden die erträumte Goldmedaille. Wir mögen es ihr, gerade auch in Erinnerung an letztes Jahr, von Herzen gönnen. Allerdings wurde sie härter von Alessia bedrängt als auch schon. Der Vorsprung im Schwert schmolz zum Schluss auf gerade mal 0.04 Punkte.
Alessia mag dieses Mal als gutes Beispiel dafür dienen, dass man manchmal auch etwas wagen muss: Seit Wochen arbeitet sie am freien Rad und schafft es mittlerweile in den meisten Fällen. Es geht dann jeweils darum, dieses Teil auch in die Form einzubauen (Changquan 46). Aber es ist etwas anderes, dieses Teil am Schluss einer Form zu springen als einfach einzeln. Das kann manchmal Monate dauern, bis es hinhaut. Alessia fasste heute allen Mut, versuchte es und... leider stürzte sie knapp. Aber es wäre die einzige Chance gewesen, die Führende noch zu überholen, da diese das Rad nicht frei springt. Vielleicht hat ihr selber dieser Mut aber trotzdem Auftrieb gegeben und dafür gesorgt, dass sie einen guten restlichen Wettkampf gezeigt hat.
Bei den Kindern sind sicherlich nicht alle zufrieden, aber man muss schon sagen: Die Konkurrenz ist in den letzten Jahren erwacht und es gibt mittlerweile einige andere starke Kinder, welche halt heute einfach öfters besser waren, wenn auch nicht immer viel, so dass wir dort insgesamt vier vierte Plätze in Kauf nehmen mussten. Aber die meisten der Kinder bleiben noch ein Jahr in dieser Kategorie und bekommen die Chance, die Plätze der zu den JuniorInnen abgewanderten Kinder einzunehmen. Einer davon ist sicher Aleksandr, der heute schon einen 2. und einen 3. Platz in den Kinderformen holte. Insofern haben wir zahlreiche Kinder, vor allem bei den Jungen, die auf ihre Gelegenheit warten. Zudem führen wir im nächsten Jahr einige neue Kinder an die Wettkämpfe heran. Wir sind uns sicher: Auch diese werden uns schon bald (in 1 bis 2 Jahren) viel Freude bereiten.
Das Wettkampfjahr ist vorbei und wir haben heute Abend noch etwas gefeiert. Gleichzeitig sind solche Abende immer auch der Moment, um erste Ideen für die nächste Saison zu entwickeln. Das war heute Abend nicht anders. Die Fördergruppe macht jetzt morgen mal Pause. Sie haben es sich alle verdient. Am 30. November und 1. Dezember beginnt mit dem Wochenend-Seminar die Vorbereitung auf die nächste Saison. Jiayou!
Die offizielle Rangliste findet sich wie immer auf www.swisswushu.ch.
Rangliste SM 2019 von swisswushu in Bern | |
Kategorie freie Formen mit Pflichtbewegungen | Resultat |
Waffenlose Frauen | 2. Michelle Leitner |
3. Sheryl Kasper | |
Waffenlose Männer | 2. Benjamin Müller |
Kurzwaffen Frauen | 1. Michelle Leitner |
2. Sheryl Kasper | |
Kurzwaffen Männer | 2. Benjamin Müller (Note 9.49!) |
3. Pascal Dutoit (Note 9.42!) | |
Langwaffen Frauen | 2. Sheryl Kasper |
Langwaffen Männer | 2. Pascal Dutoit |
Kategorie Pflichtformen | Resultat |
Kurzwaffen JuniorInnen (Formen 2001/2012) | 1. Liam Rothenbühler |
Waffenlose Juniorinnen (Form 1989) | 1. Sheryl Kasper |
2. Alessia Del Mistro | |
Waffenlose Junioren (Form 1989) | 2. Mattia Meier |
3. Linus Grillo | |
Langwaffen Juniorinnen (Form 1989) | 1. Samara Boxler |
2. Alessia Del Mistro | |
3. Corina Müller | |
Langwaffen Junioren (Form 1989) | 2. Liam Rothenbühler |
3. Mattia Meier | |
Kurzwaffen Juniorinnen (Form 1989) | 1. Samara Boxler |
2. Alessia Del Mistro | |
Kurzwaffen Junioren (Form 1989) | 2. Mattia Meier |
Waffenlose Juniorinnen (46er-Form) | 2. Alessia Del Mistro |
Waffenlose Junioren (46er-Form) | 1. Mattia Meier |
3. Gabriel Meier | |
Waffenlose Kinder (32er-Form) A/B, Mädchen | - |
Waffenlose Kinder (32er-Form) A, Jungen | 2. Aleksandr Kontulov |
3. Joshua Senti | |
Waffenlose Kinder (32er-Form) B, Jungen | 3. Kaan Kirmizitas |
Säbel Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | - |
Schwert Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | 3. Aleksandr Kontulov |
Stock Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | - |
Speer Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | - |