Am 13. Februar begann das drei Monate dauernde Projekt mit unserer alten Bekannten Zhangshuai aus der Provinz Shandong, China. Zhangshuai ist Inhaberin eines Wushu-Sportlehrer-Diploms der Sportuniversität Beijing und war selber viele Jahre Wushu-Profi. Seit dem Start des Projekts trainieren alle unsere Talente bis fünf Mal und bis 14 Stunden pro Woche. Aus unserer Sicht ist das Training gut angelaufen. Mittlerweile haben alle den schlimmsten Muskelkater überwunden und sich an das Trainingsregime gewöhnt. Zhangshuai legt viel Wert auf intensives Dehnen und die nachfolgende jibengong-Einheit (Grundschule). Letztlich macht sie, was man auch in China macht, wenn man viel Zeit hat: Grundschule. Im nachfolgenden Formentraining hilft sie auch, gerade bei den freien Formen, diese technisch und inhaltlich zu verbessern.
Nächsten Sonntag nun findet das 1. Qualifikationsturnier zur Schweizer Meisterschaft statt. Wir Trainer haben keine übermässigen Erwartungen an dieses Turnier, d.h. wir gehen nicht davon aus, dass die Talentgruppenmitglieder bereits wahnsinnige Dinge zeigen werden. Dazu ist die Zeit einfach zu kurz. Erfahrungsgemäss bringt so ein Training zunächst einmal auch viel Althergebrachtes durcheinander, man versucht, die neuen Impulse umzusetzen und kriegt doch noch nicht alles auf die Reihe. Insofern gleichen unsere AthletInnen aktuell eher einem Labor, in dem es blubbert und dampft. Man ist sich sicher, DASS etwas Neues und Besseres entsteht, aber das wird mehr Zeit in Anspruch nehmen als ein paar Wochen.
Aber selbstverständlich wäre auch tiefstapeln falsch. Wir haben viele gute Talente und wir sind guter Dinge, dass diese geballte Kraft am Sonntag die eine oder andere Duftmarke setzen wird. Jiaoyou!
Die Teilnehmenden der Trainings vom letzten Samstag bat ich noch um die eine oder andere Rückmeldung zum Training mit Zhangshuai. Nachfolgend einige dieser Rückmeldungen (vielen Dank den Schreibenden):
Lisa, 23: "Ich geniesse es sehr, dass ich voll trainieren und mich um nichts anderes kümmern muss. Das Training ist für mich extrem intensiv. Der Aufbau hilft mir sehr, um mich zu verbessern. Nach dem Training bin ich allerdings jeweils "total dore", aber auch glücklich. Ich habe in Zhangshuai eine tolle Trainerin und auch eine gute Freundin gefunden. Ich fühle mich wohl." Lisa trainiert bislang sicherlich am meisten, macht sie doch auch die für sie nicht obligatorischen Einheiten mit.
Michelle, 18: "Das Training ist sehr intensiv, aber es macht Spass zu merken, dass man Fortschritte macht. Zhangshuai ist zwar sehr streng, aber es ist schön, dass sie auch mal mit/über uns lacht."
Samara, 15: "Ich finde das Training 'supi'. Meine Beweglichkeit hat sich verbessert und auch konditionell spüre ich, dass es vorwärts geht. Ich bin auch deshalb froh, dass sie hier ist, weil sie bei mir Korrekturen anbringt, die ich so noch von keinem Trainer gehört habe."
Nina, 14 und Tim, 11 (Geschwister; ich fasse ihre ähnlichen Rückmeldungen zusammen): "Uns macht des Training viel Spass, auch wenn es sehr anstrengend ist, denn man lernt sehr viel. Zhangshuai spricht noch nicht so viel Deutsch, aber wir verstehen trotzdem gut, was sie jeweils von uns will." Nina meinte zudem noch: "Es ist schon viel Training und es ist auch echt anstrengend, aber das ist auch gut so." Diese Aussage passt zu Nina...
Adham, 15: ": Ich finde das Training toll; ich freue mich jedes mal darauf. Obwohl es so hart, ja brutal ist, muss man es einfach durchziehen...finde ich. Das ist überhaupt das Tolle am Wushu. Deshalb ist es für mich auch ein sehr guter Sport. Und die Fähigkeiten, die ich mir jetzt zugelegt habe, will ich auf keinen Fall mehr verlieren. Ich bin den TrainierInnen sehr dankbar für diese Möglichkeit."
Anmerkung zu Adham: Er trainiert erst seit April 2015 bei uns. Er hat von daher an sich - in Jahren gerechnet - einen veritablen Rückstand auf all diejenigen, welche schon mit sechs Jahren bei uns begonnen haben. Aber sein unbändiger Einsatz macht vieles wett und liess uns zur Überzeugung gelangen, dass er an diesem Projekt teilnehmen sollte.