Das 1. Qualifikationsturnier von swisswushu ist Geschichte. Wir konnten ernten, sei es bei den Wettkämpfen mit den guten bis sehr guten Resultaten, oder sei es mit der glanzvollen Show, welche es auch allen andern mit Herzblut Engagierten erlaubte, sich einmal auf der grossen Bühne zu zeigen. Hier nachstehend nun meine persönlichen Gedanken zum gestrigen Tag.
Show: Wenn die Kinder die Stars sind!
Bei einer Show von so heterogenen Gruppen, wie wir das mit den Talentgruppen, den vielen, vielen Kindern, die einfach aus Spass am Wushu bei uns sind und keine Wettkämpfe bestreiten (möchten), sowie den Taijiquan-Trainierenden haben, ist es immer ein Bestreben, dass nicht eine Gruppe alles überragt, sondern eine gut ausgewogene Show zusammenstellt. Wenn man so starke EinzelathletInnen hat, wie das bei uns der Fall ist, darf man diese Gefahr nie unterschätzen. Aber gestern denke ich, war die Balance sehr gut. Die Kinder haben mir einen bärenstarken Eindruck hinterlassen. Für diese 3x1 Minute Einsatz haben wir seit Ende November des letzten Jahres geübt. Ziel war es, mit allen Kindern aus ca. 3-4 Leistungsgruppen eine homogene Vorführung abzuliefern und die ZuschauerInnen mit einer für Kinder in diesem Alter beeindruckenden Synchronität zu begeistern. Und ich denke, das ist den Kindern wirklich gelungen.
Ausgezeichnet gefallen hat mir auch die Schwertgruppe, welche in vielen Wochen die ganze Choreographie erarbeitet hat (meines Wissens geht hier der Dank vor allem an Monika Schmid; sonst haut mich...) und natürlich die Gruppe Jugendlicher/Erwachsener, welche das Sanjiegun, den dreiteiligen Stock vorzeigte. Die Gruppe aus lauter langjährig erfahrenen Wushu-Trainierenden hat erst letzten Herbst mit dieser Waffe zu arbeiten begonnen (Stock- und/oder Speererfahrung sind bei dieser Waffe Grundvoraussetzung). Das Sanjiegun kann mental belastend sein. Es gab niemanden, der in diesen Wochen sich den dreiteiligen Stock nicht ein- bzw. mehrere Mal um den Kopf geschlagen hätte. Je nachdem wie stark diese Schläge gewesen waren, desto länger braucht es danach wieder, bis man sich fängt. Ich war beeindruckt, wie die Gruppe das weggesteckt hat und niemandem das Sanjiegun aus der Hand gefallen ist (was beim Üben öfters vorgekommen ist). Dann das Taijiquan: Wir haben mit minimalster Vorbereitung Leute von drei Standorten und aus diversesten Gruppen zusammengebracht und eine sowohl harmonische als auch gut abgestimmte 24er-Form gezeigt. Dasselbe gelang dann nochmals mit dem Säbel. Die Talentgruppen zum Schluss agierten erstmals gemeinsam, d.h. Elite A- und B-JuniorInnen in einer Form, was bereits gut gelang.
Ich möchte mich deshalb hier bei allen Teilnehmenden ganz herzlich bedanken. Ihr habt das, was wir im Innern jede Woche im Training leisten, nach aussen getragen und dabei eine ausgezeichnete Visitenkarte abgegeben. Das hat mich berührt und Stolz gemacht. Vom Anlass hat Rolf Schärer, ein langjähriges Mitglied unserer Taijiquan-Abteilung, ein Video gedreht (hierzu waren drei Kameras im Einsatz). Er wird daraus nun in den nächsten Wochen etwas zusammenschneiden. Sobald es fertig ist, werde ich es euch zur Verfügung stellen, sei es auf der Homepage oder sonstwo zum Download. Ich melde mich zu gegebener Zeit.
Turnier: Sehr gute Wettkampfresultate, allerdings auch der eine oder andere Stolperer
Wenn man sich die Resultate unten anschaut, dann sieht man: Da stossen so viele starke Kinder nach, dass wir uns nicht sorgen müssen. Auch bei den B-JuniorInnen, also den jüngeren JuniorInnen haben wir sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen starke Pferde im Stall, welche auf dem Wettkampfteppich regelmässig abräumen. In diesen Kategorien gingen denn auch, Irrtum vorbehalten, sämtliche 1. Plätze an unsere Schule. Bei den A-JuniorInnen sind wir ebenfalls sehr stark, allerdings haben wir mit Jan und Shunni aus Bern dort eine wirklich starke Konkurrenz. Bei den Mädchen hoffe ich für Michelle, dass ihre lange Leidenszeit mit der Verletzung dieses Jahr endlich zu Ende geht. Man hat gestern wieder gesehen, was sie für ein Potenzial hat. Bei der Elite fehlt uns nach dem Abgang von Lisa natürlich die Spitzenkraft bei den Frauen, dafür waren Jehmsei und Kevin stark unterwegs.
Bei den Kindern hat die Tatsache, dass die Besten unter ihnen mit zwei Faustformen, der üblichen 32er-Kinderform und der 1. Form für JuniorInnen, der 46er-Form, etwelche Verwirrung gestiftet. Es war auch für uns Trainer nicht ganz einfach mit anzusehen, wie viele Stolperer es da gab, weil einige Kinder von der einen in die andere Form fielen. In diesem Ausmass ist uns das noch nie passiert und wir werden das sicherlich anschauen. Die Kinder selber haben das aber wohl als noch schlimmer empfunden als die Umstehenden. Von daher gab es dann in der Kinderkategorie nicht überall die "erwarteten" Sieger, was letztlich durchaus auch mal reizvoll sein kann. Die Siege in jenen Kategorien blieben ja trotzdem alle bei uns. Zudem haben sich die meisten mit einem "Stolperer" dafür dann in einer andern Kategorie schadlos gehalten.
Verband: Ich verliere langsam die Hoffnung!
Ich mache aus meinen Empfindungen keinen Hehl: Ich verliere langsam die Hoffnung, dass sich da irgendwann noch etwas Wesentliches ändert. Unsere Schule hatte von den rund 120 Starts im Wushu Taolu (Formen) rund 80, d.h. unsere Schule hatte doppelt so viele Starts wie alle andern Schulen der Schweiz zusammen!!! Seit Jahren wünschte ich mir mehr Konkurrenz, gerade bei den Kindern, selbst wenn der Medaillenspiegel an Schweizer Meisterschaften für uns dann nicht mehr gleich positiv aussehen würde wie bisher. Aber um das Wushu in der Schweiz endlich vorwärts zu bringen, braucht es mehr engagierte Schulen, die bereit sind, wie wir voll auf die Kleinsten zu setzen, sie zu fördern, Talentgruppen zu bilden und das jahrelang durchzuziehen. Da braucht es auch sehr viel Durchhaltewillen bei den Schulleitern und deren Trainern. Das geht nur mit Herzblut, malochen, sich nicht unterkriegen lassen und immer dran bleiben. Vielleicht wird sich dann endlich etwas ändern, wenn die Trainerausbildung, welche ja nun jahrelang brach lag, wieder aufgenommen wird (es ist seitens des Verbandes geplant, dass wir die Trainerausbildungen von J+S mitmachen können; die Vorarbeiten laufen auf Hochtouren). Ich will nicht resignieren, aber wenn wir die letzten 10, 15 Jahre anschauen, dann kann man meine Haltung wohl nachvollziehen.
Aber wenn man schon Regeln wie "jede startende Schule stellt mindestens einen Schiedsrichter" seitens der Schulen nicht akzeptiert, dann frage ich mich schon, wo das gemeinsame Verständnis fürs grosse Ganze bleibt. Die technische Kommission wollte dieses Jahr diesbezüglich die Schraube anziehen und Schulen ohne Schiedsrichter nicht starten lassen. Da hätte es nun dieses Jahr tatsächlich eine Schule getroffen. Was machte die? Ganz einfach: Sie meldete alle ihre WettkämpferInnen über eine andere Schule, welche Schiedsrichter stellt, an. Das kann man nicht verhindern, aber es sind diese Schlaumeiereien, welche wir ja tagtäglich im Leben auch antreffen. Schade. Wo bleibt da die Solidarität?
Schlusswort
Ich bedanke mich bei allen, welche im Kleinen, wie im Grossen zum Gelingen dieses Turniers beigetragen haben, sei es mit einem Kuchen oder mit Zeit, z.T. ganz, ganz viel Zeit (vielen Dank liebe Beatrice und lieber Peter sowie an die Familie Totzke und selbstverständlich auch an meine liebe Frau Rosetta, ohne die ich sowieso nicht mehr wüsste, wie ich so ein Turnier durchziehen sollte). Es sind auch die kleinen Dinge, welche mich gefreut haben, wie z.B. Thomas Rothenbühler, der zwei Sanjiegun hat löten lassen (oder war es schweissen? Sorry, bin ein Bürogummi...), damit uns diese während der Show nicht um die Ohren fliegen.
Die Kuchen haben sich übrigens derart gut verkauft, dass wir mit dem Geld in dieser Saison nun sogar allen Wettkämpfenden die Lizenz von CHF 40.- bezahlen können. Die Rückerstattung bei denjenigen, welche diese bereits bezahlt haben, wird im Laufe dieses Jahres über Michi Totzke abgewickelt. Auch das Ein- und Aufräumen war eine solidarische Leistung vieler starker Hände und so konnten wir die Halle um 19 Uhr bereits wieder abgeben. Ich hoffe, dieses Erlebnis möge dazu beitragen, über alle Kurse hinweg, ein bisschen das WIR-Gefühl gestärkt zu haben. Es war ein anstrengender, aber erfüllter und sehr erfolgreicher Tag. Vielen herzlichen Dank!
Die offizielle Rangliste findet sich wie immer auf www.swisswushu.ch.
In Kategorien mit 8 und mehr Teilnehmenden führen wir alle unsere Plätze bis zum Ranglistenfünften (ausnahmsweise noch mehr) auf; bei kleineren Kategorien sind alle Medaillenränge genannt:
Rangliste 1. QT 2015 von swisswushu in Oberentfelden | |
Kategorie freie Formen mit Pflichtbewegungen | Resultat |
Changquan/NQ Damen/Herren | 2. Jehmsei Keo 3. Kevin Stalder |
Langwaffen Damen/Herren | 2. Jehmsei Keo |
Kurzwaffen Damen/Herren | 2. Jehmsei Keo |
Kategorie Pflichtformen | Resultat |
Waffenlose Erwachsene (Formen 1989/2001/2012) | 3. Ailin Lüthi |
Kurzwaffen Erwachsene (Formen 1989/2001/2012) | 3. Ailin Lüthi |
Waffenlose JuniorInnen (Formen 2001/2012) | 2. Pascal Dutoit |
Langwaffen Junioren (Formen 2001/2012) | 3. Dario De Simone |
Kurzwaffen JuniorInnen (Formen 2001/2012) | 2. Pascal Dutoit |
Waffenlose Juniorinnen (Form 1989) | 1. Sheryl Kasper 2. Liana De Simone 3. Samara Boxler |
Waffenlose Junioren (Form 1989) | 1. Benjamin Müller 2. Liam Rothenbühler |
Langwaffen JuniorInnen (Form 1989) | 1. Benjamin Müller 2. Sheryl Kasper 3. Liana De Simone |
Kurzwaffen Juniorinnen (Form 1989) | 1. Sheryl Kasper 2. Liana De Simone 3. Elena Nadler |
Kurzwaffen Junioren (Form 1989) | 1. Benjamin Müller 3. Jan Rothenbühler |
Waffenlose Juniorinnen (46er-Form) | 1. Kelly Sharman 2. Nina Hässig 3. Samara Boxler |
Waffenlose Junioren (46er-Form) | 1. Lee Sharman 2. Liam Rothenbühler 3. Michael Brodmann 4. Patrick Huber |
Waffenlose Kinder (32er-Form), Mädchen | 1. Kelly Sharman 3. Eileen Bréguet |
Waffenlose Kinder (32er-Form), Jungen (17 Teilnehmer!) | 1. Auro Bianco 2. Jan Zingg 3. Michael Brodmann 7. Shervin Khosravi 8. Gabriel Meier |
Säbel Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | 1. Mattia Meier 2. Gabriel Meier 3. Alina Milanovic |
Schwert Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | 1. Michael Brodmann 2. Auro Bianco 3. Kelly Sharman |
Stock Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | 1. Mattia Meier 2. Gabriel Meier 3. Tim Hässig 4. Jan Zingg |
Speer Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | 1. Michael Brodmann 2. Kelly Sharman 3. Auro Bianco |
Die Fotos für einmal ohne Kommentare. Sie stammen von den Wettkämpfen kurz vor Mittag und dann - unschwer zu erkennen - von unserer Show. Die Fotos stammen, wie üblich an Turnieren, die wir selber organisieren, von Digital-Fotografie Frei, Schöftland. Danke Gerry, dass du an Turniertagen meinen Rhythmus übernimmst. ;-)