In der wiederum sehr gut gefüllten Dreifachturnhalle in Oberentfelden wurden die diesjährigen Schweizer Meisterschaften 2017 von swisswushu ausgetragen. Nebst Wettkämpfen in Formen und Kampf haben wir als Ausrichter über den Mittag auch eine Wushu-Show aufgeführt und damit dem Publikum - gemessen am Applaus und den zahlreichen sehr positiven Rückmeldungen - offenbar viel Freude bereitet. Zu dieser tollen Show wird es bald einen separaten Bericht mit Bildern geben.
Die Wushu Akademie Schweiz holte an dieser Meisterschaft insgesamt 33 Medaillen, davon 9xGold, 11xSilber und 13xBronze (Vorjahr 10, 13 und 12, total 35 Medaillen) und gewann zum achten Mal in Folge den Pokal der besten Taolu-Schule der Schweiz. Aber: Wir wurden zum ersten Mal überhaupt in dieser Gesamtwertung arg bedrängt und zwar von der Wu Academy of Martial Arts aus Baar. Wir werden sehen, ob es nächstes Jahr nochmals reicht. So oder so: Wir haben uns in all den Jahren stets mehr Konkurrenz gewünscht, weil es letztlich hilft, das Wushu-Niveau in der Schweiz zu heben. Dem Wushu kann diese Entwicklung nur gut tun. Aber es ist klar, dass wir weiterhin alles daran setzen, unseren Platz an der Spitze verteidigen zu können.
Die Leistungen des Teams sind umso höher einzuschätzen, wenn man weiss, wie viel an regulärer Trainingszeit in den letzten Wochen jeweils die Vorbereitung der Show "wegfrass". So eine Show braucht viel Zeit an Vorbereitung (mit den Kindern begannen wir bereits Mitte August), entsprechend fehlt diese Zeit für die Vorbereitung der Wettkämpfe.
Bei der Elite viel Freude bereitet haben uns die beiden ersten Plätze von Lisa Derendinger und zwar vor allem auch aufgrund der wirklich beeindruckenden Noten von 9.17 und 9.21. Dies gelang auch, weil sie in der C-Note für den Schwierigkeitsgrad jeweils die Maximalnote 2.0 erreichte! Echt super! Danach war die Luft dann allerdings draussen: Wen wundert es, nach schwerer Angina, welche sie in der letzten Zeit kaum hat den Wettkampf vorbereiten lassen. Dann war aber Michelle Leitner, die ohnehin ebenfalls einen guten Wettkampf zeigte, bereit zum Übernehmen.
Bei den Männern reichte es Pascal Dutoit nicht bis ganz nach vorne, aber in seinem 1. Jahr bei den freien Formen, alles gegen arrivierte und erfahrene Gegner, hat er nun eine kontinuierliche Steigerung hingelegt. Zum ersten Mal kratzte er mit einer 8.98 beim Säbel an der magischen Grenze zur Note 9. Wir sehen, was noch fehlt, und werden für die nächste Saison konsequent daran arbeiten. Das kommt gut.
Bei den Juniorinnen gab es in den Formen 1989 sowie in der 46er-Form mit total 12 möglichen Medaillen gleich deren 9, wovon drei Mal Gold an wen ging? Regelmässige Besucher unserer Homepage wissen es: Sheryl Kasper! Man sollte so etwas allerdings nie als selbstverständlich anschauen, denn eine solche Konstanz, wie sie Sheryl nun seit Jahren hinlegt, fällt keiner Athletin einfach so in den Schoss. Dafür muss man arbeiten. Aber auch Nina Hässig (2xSilber und 2xBronze) und Samara Boxler (Silber) haben sich mit wirklich regelmässig guten Formen an der Spitze etabliert.
Bei den Junioren in den gleichen Kategorien lief es ähnlich gut: Wir holten 8 von 12 möglichen Medaillen. Der Unterschied lag vor allem in der Anzahl Goldmedaillen (eine), da der Gegner mit Aurelio d'Angelo das Pendant zu Sheryl Kasper besass. Er gewann drei Goldmedaillen. Je drei Medaillen gewannen Liam Rothenbühler (3xSilber) und Michael Brodmann (1xGold und 2xBronze).
Was ich schon letztes Jahr angedeutet habe: Bei den Kindern werden wir in der nahen Zukunft härteres Brot essen. Mit Gabriel Meier (1xSilber, 1xBronze) und Tim Hässig (1xGold) verlassen im nächsten Jahr die letzten wirklich erfahrenen Jungs mit regelmässigen Medaillengewinnen die Kinderkategorien und wechseln vollends zu den Junioren. Die Kinder dahinter brauchen noch ein paar Jahre, bis sie so weit sind. Aber so ist manchmal der Lauf der Dinge. Wir haben im jüngsten Kinderkurs für 5-7 Jahre alte Kinder erstmals wieder viele Mädchen (11!). Aber bis sie so weit sind, wie das letzte verbliebene starke Mädchen, Corina Müller (1xGold, 1xSilber), wird es mindestens drei Jahre dauern. Und erfahrungsgemäss bleiben bis dann nicht alle. Die Arbeit geht uns auf jeden Fall nicht aus.
Noch ein Wort zum Schiedsrichterwesen: Dieses war im abgelaufenen Jahr häufiger ein Thema, als es notwendig gewesen wäre. Heute war dies viel weniger der Fall. Dazu beigetragen haben sicherlich verschiedene Dinge, wie zunehmende Erfahrung der jungen Schiedsrichter, kleinere Kategorien als an einem Qualifikationsturnier, u.ä. Zudem nicht schädlich war sicherlich auch, dass Rongjun, Juniorennationaltrainer, als (Haupt-)Schiedsrichter amtete. Immerhin war er jüngst als Schiedsrichter an der Weltmeisterschaft in Kazan im Einsatz. Von solchen Erfahrungen können letztlich alle Schiedsrichter profitieren. Ich hoffe, der Verband unternehme weitere Anstrengungen, um die Weiterbildung der Schiedsrichter voranzutreiben (und schliesse mich da nicht aus).
Wir haben uns zutiefst gefreut über die solidarische Leistung aller, sei es der Vorführenden an der Show, der vielen, oft Schwerstarbeit verrichtenden Helfer während des ganzen Tages, der vielen Kuchenspenden (Geld z.B. für die Talentförderung oder für bedürftige Mitglieder), des ganzen Wettkampfteams inklusive Michi und Charlie (denkt ja nicht ans Aufhören!;-)), des Staffs usw. Erlaubt mir, dass ich hier noch Peter Frey, bekannt auch als Doppelmeter-Peter, der viele Jahre im Taijiquan mitgewirkt hat, speziell erwähne. Er war den ganzen Tag als unser "Abwart" im Einsatz und hat dafür gesorgt, dass alles "Unsichtbare" reibungslos verlief. Dann sei auch an dieser Stelle nochmals Thomas Rothenbühler, seines Zeichens Zimmermann, für das wunderschöne Podest gedankt, welches er in den letzten drei Wochen geplant, gefräst, geschliffen, verschraubt, verleimt, lackiert, etc. hat. Meine Frau Rosetta sagte zwar vor einiger Zeit schon, ich solle sie nicht mehr öffentlich nennen, "es sei schon gut". Aber ich bin ihr zu tiefem Dank verpflichtet, was sie im Hintergrund leistet, in der Vorbereitung, der Administration, des ganzen "kalten Buffets" und der Nachbereitung (was jeweils bereits in die Vorbereitung des nächsten Turniers mündet...2019?).
Soviel mal für den Moment, nicht dass ich den Tagesanbruch noch im Büro erlebe.
Die offizielle Rangliste findet sich wie immer auf www.swisswushu.ch. In jeder Kategorie gab es maximal sechs Teilnehmende, welche sich über die drei Qualifikationsturniere des Jahres für die Schweizer Meisterschaft zu qualifizieren hatten.
Update vom 16.11.2017:
Endlich konnte ich die Bilder des Wettkampfs bearbeiten und hochladen! Ich möchte wieder einmal darauf hinweisen, dass ich normalerweise als Schiedsrichter im Einsatz stehe und nur in den Pausen dazwischen zum Fotografieren komme. Deshalb gibt es z.B. schon das ganze Jahr kaum Bilder von den ganz Kleinen. Da bin ich eigentlich immer am Schiedsrichtern. Viel Spass beim Durchklicken.
Rangliste Schweizer Meisterschaft 2017 von swisswushu in Oberentfelden | |
Kategorie freie Formen mit Pflichtbewegungen | Resultat |
Waffenlose Frauen | 1. Lisa Derendinger (Note 9.17!) 2. Michelle Leitner |
Waffenlose Männer | 3. Pascal Dutoit |
Langwaffen Frauen | 1. Michelle Leitner 2. Lisa Derendinger |
Langwaffen Männer | 3. Pascal Dutoit |
Kurzwaffen Frauen | 1. Lisa Derendinger (Note 9.21!) 3. Michelle Leitner |
Kurzwaffen Männer | 3. Pascal Dutoit |
Kategorie Pflichtformen | Resultat |
Waffenlose Juniorinnen (Form 1989) | 1. Sheryl Kasper 3. Nina Hässig |
Waffenlose Junioren (Form 1989) | 2. Liam Rothenbühler 3. Michael Brodmann |
Langwaffen Juniorinnen (Form 1989) | 1. Sheryl Kasper 2. Samara Boxler 3. Nina Hässig |
Langwaffen Junioren (Form 1989) | 2. Liam Rothenbühler 3. Jan Rothenbühler |
Kurzwaffen Juniorinnen (Form 1989) | 1. Sheryl Kasper 2. Nina Hässig |
Kurzwaffen Junioren (Form 1989) | 2. Liam Rothenbühler 3. Michael Brodmann |
Waffenlose Juniorinnen (46er-Form) | 2. Nina Hässig 3. Alessia Del Mistro |
Waffenlose Junioren (46er-Form) | 1. Michael Brodmann 2. Mattia Meier |
Waffenlose Kinder (32er-Form) A, Mädchen | 1. Corina Müller |
Waffenlose Kinder (32er-Form) B, Jungen | 3. Lukas Niklaus |
Säbel Kinder (32er-Form), Jungen | 3. Gabriel Meier |
Schwert Kinder (32er-Form), Mädchen/Jungen | 2. Corina Müller 3. Lukas Niklaus |
Stock Kinder (32er-Form), Jungen | 1. Tim Hässig 2. Gabriel Meier |